Ein sonniger Platz im Garten ist es wert, dort ein Beet in „heißen“ Farben zu schaffen, mit roten, orangen und gelben Blumen. Ein solches Beet bezeichnet man in England als „Hot Border“.

Blütenstauden, die in eine „Hot Border“ passen, erreichen häufig im Spätsommer ihren Entwicklungshöhepunkt, wenn ihre feurigen Töne durch sanfteres Sonnenlicht ausgeglichen werden.

Nun ist die Vielzahl der angebotenen Staudenarten und -sorten in Gelb-, Orange- und Rottönen schier überwältigend, und man könnte meinen, dass man, wenn man schon nicht alles haben kann, zumindest möglichst viel haben sollte, indem man möglichst viele Pflanzenarten in das Beet setzt. Auf diese Weise entsteht jedoch bloß ein verwaschenes Durcheinander, in dem die einzelnen Pflanzen untergehen und nicht zur Wirkung gelangen, anstatt sich zu inszenieren. Eine Beschränkung auf einige der schönsten und bewährtesten Sorten ist daher eine Notwendigkeit. Entscheidend ist, diese in ausreichender Zahl zu pflanzen. Wir nehmen daher bei den Stauden von allen Arten unbedingt immer mehrere Jungpflanzen, also von den hohen Stauden mindestens drei pro Sorte, von den niedrigen mindestens fünf bis sechs auf einem Fleck, besser mehr. Und bei den Zwiebelblumen können die Gruppen gar nicht groß genug sein. Erst in diesen Gruppierungen wird der Charakter der einzelnen Arten deutlich sichtbar und die Farben können ihre Wirkung entfalten.

Diese Pflanzen dürfen in keiner „Hot Border“ fehlen:

1. Montbretien (Crocosmia x crocosmiiflora)

2. Kerzenknöterich (Bistorta amplexicaulis ‚Speciosa‘)

3. Gelber Sonnenhut (Rudbeckia fulgida ‚Goldsturm‘)

4. Fallschirm-Sonnenhut (Rudbeckia nitida ‚Herbstsonne‘)

5. Sonnenbraut (Helenium-Hybriden)

Überlegungen zur Gestaltung einer „Hot Border“

Damit eine „Hot Border“ eine entsprechende Wirkung entfaltet, muss sie eine gewisse Großzügigkeit aufweisen. Breiter als 1 m sollte sie schon sein und zumindest eine Länge von einigen Metern aufweisen. Während der Längenausdehnung keine Grenzen gesetzt sind, sollte man sich gut überlegen, Beetpflanzungen von mehr als 2 m Breite anzulegen. Notwendige Pflegemaßnahmen vom Rand aus werden dann nämlich unmöglich und erfordern das Anlegen eigener Pflegepfade, um alle Pflanzen erreichen zu können.

Die korrekte deutsche Bezeichnung für das, was man in England als „border“ bezeichnet, ist „Rabatte“. Eine Rabatte wird vor einem vorhandenen Hintergrund angelegt, beispielsweise einer Mauer, einer Hecke oder einem mit Kletterpflanzen berankten Spalier. Dieser Hintergrund, an den sich die Pflanzung „anlehnen“ kann, lässt die Farben erst richtig zur Wirkung kommen. Eine derartige einseitige Rabatte erfordert prinzipiell eine Höhenstaffelung der Pflanzen, das heißt die niedrigen im Beetvordergrund, die halbhohen in der Mitte und die hohen im Hintergrund zu pflanzen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese drei Stufen gleichmäßig und in gleichbleibender Breite über die Länge des Beets durchlaufen müssen. Die niederen Pflanzen können einmal mehr und einmal weniger nach hinten reichen, ebenso wie die mittleren und hohen Pflanzen einmal mehr und einmal weniger nach vorne treten können. Außerdem können einzelne mittlere und hohe Pflanzen auch ganz vorne stehen. Auf diese Weise wird das Gesamtbild erst lebendig.

Man muss sich bewusst sein, dass es sehr schwer möglich sein wird, dass diese Rabatte immer einen vollständigen und üppig blühenden Eindruck macht. Genau das ist jedoch das Ziel anspruchsvoller Gartengestaltung, insbesondere in der traditionellen englischen Gartengestaltung, wo ornamentale Staudenrabatten ein unverzichtbares Gartenelement darstellen. Besonders anspruchsvoll ist ein nur mit Stauden („herbaceous perennials“) bepflanztes Beet (in diesem Fall spricht man von der – sehr pflegeaufwendigen – „herbaceous border“). Werden hingegen auch Zwiebel- und Knollenpflanzen, Einjährige sowie kleinere Gehölze integriert, so lässt sich das erträumte immerblühende Beet schon leichter verwirklichen. Man spricht dann von einer gemischten Rabatte („mixed border“).

Derartige gemischte Rabatten in der Tradition von Gertrude Jekyll und Christopher Lloyd leben von den Kontrasten der Farben und Formen. Die Auswahl der Pflanzen erfolgt hier ausschließlich aufgrund ihrer gestalterischen Wirkung.

Ein anderer Ansatz besteht darin, von den Standortbedingungen (Klima, Bodenart, Bodenfeuchtigkeit, Lichtverhältnisse) auszugehen und Pflanzen zu wählen, die für diese Standortbedingungen am besten geeignet sind, sodass eine naturnahe Pflanzengesellschaft entsteht, die möglichst wenig Pflegeaufwand erfordert. Diese naturnahe Wirkung kann noch gesteigert werden, indem wir Stauden mit Wildstaudencharakter auswählen, also solche ohne gefüllte Blüten und mit einem feingliedrigen, offenem Habitus, der eine schleierartige Qualität ins Beet bringt und diese Stauden mit Gräsern kombinieren.

Derartige naturalistische Pflanzungen mit einem wiesenartigen Eindruck stehen in der Tradition des „New Perennial Style“ oder „New wave style“ von Wolfgang Oehme und Piet Oudolf. Dieser Stil hat seinen Ursprung in Deutschland und den Niederlanden. Trotzdem gibt es auch englische Gartengestalter, die im naturalistischen Stil arbeiten. Einer der wichtigsten und einflussreichsten unter ihnen ist Dan Pearson. Im folgenden Video spricht er über die Bedeutung, welcher der Farbwahl bei der Gestaltung von Pflanzungen zukommt: